Die Geschichte von „ATS (Automobili Turismo e Sport)“ ist ein faszinierendes, wenn auch kurzes und bewegtes Kapitel in der italienischen Automobilwelt und gilt als Ergebnis einer der berühmtesten „Revolutionen“ in der Geschichte von Ferrari.
Die „Palastrevolution“ und die Geburt von ATS
Alles begann im November 1961, als bei Ferrari eine schwere interne Krise ausbrach. Eine Gruppe von Schlüsselfiguren, darunter Chefingenieur Carlo Chiti, Designer Giotto Bizzarrini, Sportdirektor Romolo Tavoni und Formel-1-Weltmeister Phil Hill, verließen das Unternehmen nach Meinungsverschiedenheiten mit Enzo Ferrari.
Angetrieben von dem Wunsch, unabhängig Renn- und Straßenfahrzeuge zu bauen, fanden diese „Exilanten“ finanzielle Unterstützung beim wohlhabenden venezianischen Unternehmer Giovanni Volpi, dem Besitzer der Scuderia Serenissima. So wurde 1962 in Bologna ATS (Automobili Turismo e Sport) gegründet, mit dem Ziel, direkt mit Ferrari zu konkurrieren.
Das kurze Abenteuer in der Formel 1
Das primäre Ziel war die Formel 1. Der Rennwagen ATS Tipo 100 wurde mit einem 1,5-Liter-V8-Motor und einem Rohrrahmen entwickelt – für die damalige Zeit eine hochmoderne technische Lösung. Er debütierte 1963, doch die Saison verlief katastrophal. Die Autos erwiesen sich als unzuverlässig, und das Team konnte keine Punkte erzielen. Phil Hill und Giancarlo Baghetti, die führenden Fahrer des Teams, konnten viele Rennen nicht beenden. Trotz Verbesserungsversuchen blieben die Ergebnisse erfolglos, und das Formel-1-Team stellte Ende 1964 seinen Betrieb ein.
Der Supersportwagen: der 2500 GT
Parallel zu seinem Rennsportengagement widmete sich ATS der Entwicklung eines Straßenwagens, des 2500 GT. Er wurde 1963 auf dem Pariser Autosalon vorgestellt und war eine wahre Revolution. Er war eines der ersten Autos weltweit mit einem Mittelheckmotor – eine Konfiguration, die zum Standard für Supersportwagen werden sollte.
Der 2500 GT glänzte mit einem eleganten Coupé-Design und einem 2,5-Liter-V8-Motor aus der Formel 1. Trotz seiner technischen Qualitäten und der faszinierenden Linienführung litt das Auto unter Problemen mit der mechanischen Zuverlässigkeit, und aufgrund des Rückzugs von Investitionen und finanzieller Schwierigkeiten wurden nur sehr wenige Exemplare gebaut (insgesamt schätzungsweise ein Dutzend). Das ATS-Abenteuer endete 1965 und hinterließ ein Erbe an Innovation und großem ungenutztem Potenzial.
Die Wiedergeburt der Marke
Nach Jahrzehnten der Vernachlässigung wurde die Marke ATS von neuen Unternehmern übernommen, die ab 2012 versuchten, das traditionsreiche Unternehmen wiederzubeleben. Der neue ATS brachte Modelle wie den ATS Sport 1000 und insbesondere den ATS GT im Jahr 2017 auf den Markt. Letzterer, ein moderner Supersportwagen, inspiriert vom ursprünglichen 2500 GT, wird von einem von McLaren abgeleiteten Twin-Turbo-V8-Motor angetrieben.
Die ATS-Geschichte ist eine Erinnerung an Risiko und Kühnheit, eine Geschichte von Ingenieurskunst und großem Ehrgeiz. Trotz seines vorzeitigen Endes hinterließ er einen unauslöschlichen Eindruck in der Automobillandschaft, insbesondere als Pionier der Mittelheckmotorkonfiguration, die zukünftige Generationen von Supersportwagen prägen sollte.