Die Geschichte des Motorradherstellers ČZ (Česká Zbrojovka Strakonice) ist faszinierend und eng mit der der Tschechoslowakei verbunden. Gegründet als Waffenfabrik, diversifizierte das Unternehmen seine Produktion und entwickelte sich zu einem bedeutenden Namen in der Welt der Zweiräder.
**Ursprung und Diversifizierung (1919–1945)**
Das Unternehmen wurde im September 1919 in Strakonice in der damaligen Tschechoslowakei unter dem Namen Jihočeská zbrojovka (Südböhmische Waffenfabrik) gegründet. Der Schwerpunkt lag zunächst auf der Herstellung von Schusswaffen. In den 1920er Jahren, nach der Krise in der Rüstungsindustrie, begann ČZ, neue Märkte zu erschließen und produzierte zunächst Fahrräder und später auch motorisierte Fahrräder. Die eigentliche Motorradproduktion begann 1932 mit dem ČZ 76 „Kaktus“, einem 76-cm³-Modell. Vor dem Zweiten Weltkrieg etablierte sich ČZ mit Modellen wie der 150 und der 250 und wurde zum Konkurrenten der größeren Jawa.
Nachkriegszeit und Goldenes Zeitalter (1945–1990)
Nach dem Krieg wurde das Unternehmen von der kommunistischen Regierung verstaatlicht. In dieser Zeit erlebte ČZ seine Blütezeit, insbesondere im Motocross. ČZ-Motorräder erwiesen sich als außergewöhnlich robust und zuverlässig und dominierten die internationale Rennszene. Ab Mitte der 1960er-Jahre gewannen Fahrer auf ČZ-Motorrädern zahlreiche Weltmeistertitel in den 250- und 500-cm³-Klassen und trugen so dazu bei, die Bekanntheit der Marke weltweit, insbesondere in den USA, zu steigern. Ihre Rennmodelle, wie die berühmte 250 „Bitubo“, gelten bis heute als Kultobjekte. Neben Rennmotorrädern produzierte ČZ auch Gebrauchsmodelle, die in osteuropäischen Ländern wegen ihrer Einfachheit und Langlebigkeit hoch geschätzt wurden.
**Das Ende des Kommunismus und der Niedergang (1990–2000)**
Mit dem Fall der Berliner Mauer und dem Ende des Kommunismus hatte ČZ, wie viele osteuropäische Unternehmen, Schwierigkeiten, sich an die Marktwirtschaft anzupassen. Die Konkurrenz durch japanische Motorradhersteller wurde unhaltbar. Trotz Modernisierungsversuchen brachen die Umsätze ein. Das Unternehmen wurde 1993 privatisiert, doch die Motorradproduktion begann zu sinken und wurde 1998 endgültig eingestellt. Heute existiert ČZ Strakonice noch immer und produziert hauptsächlich Automobilkomponenten und andere Industriemaschinen, doch seine glorreiche Ära in der Motorradwelt gehört der Vergangenheit an.