Lancia: Eine Geschichte voller Innovation, Leidenschaft und Wiedergeburt
Die Anfänge (1906–1920)
Vincenzo Lancia, Rennfahrer und autodidaktischer Ingenieur, gründete 1906 Lancia & C. Fabbrica Automobili in Turin. Das erste Modell, der „12 HP“ (Alfa), der 1908 vorgestellt wurde, verfügte bereits über fortschrittliche technische Merkmale. Lancia zeichnete sich sofort durch Liebe zum Detail und Innovation aus, wie der Theta (1913), das erste europäische Auto mit vollelektrischem System, bewies. Während des Ersten Weltkriegs stellte das Unternehmen auf die Produktion von Militärfahrzeugen um und bewies damit seine technische Kompetenz.
Das goldene Zeitalter der Innovation (1920–1955)
Zwischen den beiden Weltkriegen revolutionierte Lancia die Automobilindustrie. Sein Kultmodell war der Lambda (1922), das erste Auto mit selbsttragender Karosserie, Einzelradaufhängung vorne und Allradbremsen. In den 1930er Jahren folgten legendäre Modelle wie der Dilambda, Artena und Astura. Die Aprilia (1937) war ein weiteres technisches Meisterwerk mit Monocoque-Karosserie und V4-Motor. Nach Vincenzo Lancias Tod 1937 übernahm sein Sohn Gianni das Erbe. Trotz der Schäden des Zweiten Weltkriegs erholte sich das Unternehmen schnell. Nach dem Krieg entstand die Aurelia (1950), das erste Auto mit einem serienmäßigen V6-Motor, gefolgt von der luxuriösen Flaminia (1957).
Die Ära der Herausforderungen und der Rallye-Boom (1955–1980)
1955 wurde Lancia aufgrund finanzieller Schwierigkeiten an die Familie Pesenti verkauft. In den 1960er Jahren kamen innovative Modelle wie der Flavia (1961) und der Fulvia (1963) auf den Markt. Letzterer war ein Rallye-Champion: Mit dem Fulvia Coupé HF gewann Lancia 1972 die Internationale Herstellermeisterschaft.
1969 wurde Lancia von der Fiat-Gruppe übernommen, was dem Turiner Hersteller eine Modernisierung ermöglichte, ohne seine Identität zu verlieren. 1973 wurde der legendäre Stratos geboren, der ausschließlich für den Rallyesport entwickelt wurde. Angetrieben vom Ferrari Dino-Motor gewann er drei aufeinanderfolgende Weltmeisterschaften (1974–1976). Die 1980er Jahre waren das goldene Zeitalter des Rallyesports: Der Rally 037 (1982) war das letzte Auto mit Hinterradantrieb, das eine Weltmeisterschaft gewann (1983). Dann kam die Legende: der Delta HF Integrale, der von 1987 bis 1992 die Rallye-Weltmeisterschaft dominierte und sechs aufeinanderfolgende Herstellertitel gewann – ein Rekord, der bis heute besteht.
Niedergang und Wiedergeburt (1990–heute)
Trotz seiner sportlichen Erfolge geriet Lancia in den 1990er Jahren in eine Krise. Modelle wie der Dedra, der Ypsilon und der Lybra blieben hinter den Erwartungen zurück. Das letzte Flaggschiff war der Thesis (2002), der zwar für sein Design gelobt, aber nicht weit verbreitet war. 1993 zog sich Lancia aus dem Rallyesport zurück und markierte damit das Ende einer Ära.
In den folgenden Jahrzehnten wurde die Modellpalette drastisch reduziert, und die Produktion konzentrierte sich auf den Ypsilon, der nur in Italien verkauft wurde. Die Vereinbarung mit Chrysler (2011) zur Umbenennung amerikanischer Modelle wie des Thema und des Voyager scheiterte.
Mit der Gründung der Stellantis-Gruppe (2021) und unter der Führung von CEO Luca Napolitano wurde jedoch ein ehrgeiziger Relaunch-Plan gestartet. Lancia strebt nun die Rückkehr ins Premiumsegment an und konzentriert sich dabei auf Design, Nachhaltigkeit und technische Innovation, um den Pioniergeist wiederzuentdecken, der das Unternehmen berühmt gemacht hat.