Die Ursprünge: Zwei Pioniere, zwei rivalisierende Unternehmen
Die Geschichte von Mercedes-Benz beginnt nicht mit einem einzelnen Gründer, sondern mit zwei unabhängigen Visionären, die innerhalb kurzer Zeit das moderne Automobil erfanden.
Karl Benz und der Patent-Motorwagen (1886): Karl Benz gilt allgemein als Erfinder des ersten Automobils. Am 29. Januar 1886 erhielt er in Mannheim das Patent DRP 37435 für sein „Gasfahrzeug“, ein motorisiertes Dreirad, das von Anfang an für den Antrieb mit einem Verbrennungsmotor konzipiert und gebaut wurde. Dies gilt als Geburtsurkunde des Automobils. Seine Frau Bertha Benz spielte eine Schlüsselrolle bei seinem Ruhm: Im August 1888 unternahm sie ohne das Wissen ihres Mannes die erste Fernfahrt der Geschichte mit einem Automobil und legte dabei fast 100 Kilometer zurück, um dessen Zuverlässigkeit zu demonstrieren. Bereits 1883 gründete er sein eigenes Unternehmen, Benz & Cie.
Gottlieb Daimler und der Motorwagen (1886): Zur gleichen Zeit entwickelte ein anderer Ingenieur, Gottlieb Daimler, in Cannstatt bei Stuttgart zusammen mit seinem Partner Wilhelm Maybach einen leichten und schnellen Verbrennungsmotor. 1886 baute er diesen Motor in eine Kutsche ein und schuf so das erste vierrädrige Automobil. Im folgenden Jahr, 1890, gründete Daimler die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG).
Die beiden Unternehmen, Benz & Cie. und DMG, agierten jahrzehntelang als Konkurrenten auf dem aufstrebenden Automobilmarkt.
Die Geburt des Namens „Mercedes“
Der Name „Mercedes“ hat einen besonderen Ursprung und geht nicht auf eine der beiden Gründerfamilien zurück.
Emil Jellinek: Anfang des 20. Jahrhunderts kaufte und verkaufte der österreichische Geschäftsmann und Rennsportbegeisterte Emil Jellinek Daimler-Automobile. Er glaubte, die Autos hätten großes Potenzial, wären aber mit einem einprägsamen Namen erfolgreicher.
Mercedes' Tochter: Jellinek benannte die Daimler-Rennwagen nach seiner Tochter Mercédès. Der Name „Mercedes“ war im Rennsport so erfolgreich, dass die DMG 1901 die Marke „Mercedes“ eintragen ließ.
Die Fusion und die Geburt der Daimler-Benz AG
Nach dem Ersten Weltkrieg befand sich Deutschland in einer tiefen Wirtschaftskrise. Die beiden Unternehmen, obwohl Rivalen, erkannten, dass sie durch den Zusammenschluss ihrer Kräfte bessere Überlebens- und Erfolgschancen hatten.
1926: Die beiden Unternehmen Benz & Cie. und die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) fusionierten zur Daimler-Benz AG. Die neue Automobilmarke erhielt den Namen „Mercedes-Benz“. Das Logo kombinierte den ikonischen dreizackigen Stern der DMG (symbolisiert den Einsatz des Motors zu Lande, zu Wasser und in der Luft) mit dem Lorbeer, dem ehemaligen Benz-Emblem. Das Goldene Zeitalter und der Zweite Weltkrieg
1930er Jahre: Die neu gegründete Marke Mercedes-Benz etablierte sich im Luxus- und Hochleistungssegment. Modelle wie die berühmten „Silberpfeile“ dominierten den Motorsport. Zu den weiteren äußerst erfolgreichen Modellen gehörte der „Große Mercedes“, ein Repräsentationsfahrzeug für Staatsoberhäupter und Prominente. Während des Nazi-Regimes wurde das Unternehmen auf Kriegsproduktion umgestellt. 1945: Am Ende des Zweiten Weltkriegs lagen die meisten Produktionsanlagen in Trümmern. Der Wiederaufbau verlief langsam und schwierig, doch das Unternehmen erholte sich. Nachkriegszeit und Innovationen
Die 1950er und 1960er Jahre waren geprägt von einem Wiederaufleben der Marke und einem zunehmenden Fokus auf Sicherheit und Luxus.
1954: Der legendäre 300 SL „Gullwing“ wird vorgestellt, ein Sportwagen, der mit seinen vertikal öffnenden Türen Design- und Technikgeschichte schrieb.
1959: Das Konzept einer Sicherheitsfahrgastzelle mit Knautschzonen wird eingeführt, eine revolutionäre Innovation in der passiven Sicherheit. 1960er und 1970er Jahre: Die Modellpalette wird um ikonische Modelle wie den Mercedes-Benz 600, den „Pullman“ für Staatsoberhäupter, und die Baureihen W114/W115, auch bekannt als „/8“ (Bar-Acht), erweitert, die zum Symbol für Zuverlässigkeit und Komfort wurden. Die Moderne und Expansion
1980er und 1990er Jahre: Der Fokus verlagert sich auf eine breitere Fahrzeugpalette. Die kompakte C-Klasse (190E) und die nachfolgenden Generationen der E- und S-Klasse werden geboren. Die Marke festigt ihre Position als Synonym für Luxus, fortschrittliche Technik und Sicherheit. Innovationen wie ABS (Antiblockiersystem) und Airbags werden eingeführt.
1998–2007: Die Daimler-Benz AG fusioniert mit der amerikanischen Chrysler Group zur DaimlerChrysler AG. Die Fusion war jedoch kein Erfolg, und 2007 verkaufte Daimler seine Anteile an Chrysler und kehrte zu seinem heutigen Namen Daimler AG zurück.
2019: Um eine stärkere strategische Fokussierung zu erreichen, wird die Daimler AG in drei separate Rechtseinheiten umstrukturiert: die Mercedes-Benz AG für Pkw und Transporter, die Daimler Truck AG für Lkw und Busse sowie die Daimler Mobility AG für Mobilitätsdienstleistungen.
Gegenwart und Zukunft: Mercedes-Benz ist heute ein weltweit führendes Unternehmen der Automobilindustrie mit einem zunehmenden Fokus auf Elektromobilität, autonomes Fahren und Digitalisierung.