SIATA, die Abkürzung für Società Italiana Applicazioni Tecniche Auto-Aviatorie, war ein kleiner, aber bedeutender italienischer Automobilhersteller, der von 1926 bis 1970 in Turin tätig war. Seine Geschichte ist ein faszinierendes Beispiel für die Handwerkskunst und Kreativität, die den italienischen Automobilbau der Nachkriegszeit – eine Ära der Leidenschaft und Experimentierfreude – prägten.
Ursprung und Nachkriegszeit:
1926: SIATA wurde von Giorgio Ambrosini gegründet und produzierte Teile und Ersatzteile für Autotuning, wobei der Schwerpunkt fast ausschließlich auf Fiat-Modellen lag. Das Unternehmen spezialisierte sich auf die Optimierung von Fiat-Motoren und arbeitete an Modellen wie dem 508 Balilla, dem 522 und dem 524.
Nachkriegszeit und Expansion: Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte SIATA seine Strategie und begann, Fahrzeuge unter eigener Marke zu produzieren, wobei weiterhin auf Fiat-Chassis und -Mechanik gesetzt wurde. In dieser Zeit wuchs der Ruf des Unternehmens für seine Fähigkeit, Serienfahrzeuge in einzigartige, sportliche Fahrzeuge zu verwandeln. Die Zusammenarbeit mit renommierten Karosseriebauern wie Bertone, Michelotti und Farina führte zu außergewöhnlichen Kreationen.
Kultmodelle und Rennsport:
Siata Amica: Das erste Fahrzeug der Marke SIATA, ein kleines zweisitziges Cabriolet basierend auf der Mechanik des Fiat 500 „Topolino“. Es entstanden zwei Versionen, der 49 und der 50, entworfen von Mario Revelli de Beaumont.
Siata 208 Sport: Das wohl berühmteste Modell, ein sportlicher Spider mit einem von Fiat abgeleiteten V8-Motor. Der 208S ist ein leuchtendes Beispiel für SIATAs Handwerkskunst und Einfallsreichtum, der es ihm ermöglichte, mit deutlich teureren Fahrzeugen zu konkurrieren.
Rennsportteilnahmen: SIATA-Fahrzeuge, insbesondere die Sport-Barchettas, zeichneten sich bei Wettbewerben der damaligen Zeit wie der Mille Miglia aus und stellten ihre dynamischen Fähigkeiten und die Qualität ihrer Abstimmung unter Beweis.
Die 1960er Jahre und das Ende:
Der Niedergang: In den 1960er Jahren sah sich das Unternehmen mit zunehmenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten konfrontiert und konnte mit den veränderten Anforderungen des Marktes, der sich in Richtung Massenproduktion verlagerte, nicht Schritt halten.
Siata Spring: Der Schwanengesang der Marke. Der Spring ist ein kleiner Spider im Retro-Stil, britisch inspiriert, basierend auf der Mechanik des Fiat 850. Trotz seiner Originalität wurde seine Produktion aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten des Unternehmens eingeschränkt.
Die Schließung: 1970 schloss SIATA endgültig seine Pforten. Die Produktion des Spring wurde noch einige Jahre von anderen Unternehmen wie ORSA (Officina Realizzazioni Sarde Automobili) fortgeführt.
Die Geschichte von SIATA ist die Geschichte eines Unternehmens, das den Geist einer Ära verkörperte und einfache Mechanik in Kunstwerke auf Rädern verwandelte. Obwohl sein Abenteuer relativ kurz war, hat sein Beitrag zur Welt des Motorsports und Designs einen bleibenden Eindruck hinterlassen und ihn zu einer Marke gemacht, die bei Sammlern auf der ganzen Welt beliebt und begehrt ist.