Die Geschichte der Vignale Carrozzeria ist ein faszinierendes und bedeutendes Kapitel italienischen Automobildesigns, geprägt von Kreativität, Innovation und einem Schicksal, das von unglücklichen Ereignissen und Besitzerwechseln geprägt war.
Anfänge und Aufstieg
Alfredo Vignale, geboren 1913, absolvierte eine Ausbildung zum Karosseriebauer, einem Handwerker mit Erfahrung in der Metallbearbeitung, in renommierten Fabriken wie Farina und Pininfarina. Diese Erfahrung ermöglichte es ihm, ein fundiertes Materialwissen und eine einzigartige Fähigkeit zur Gestaltung von Karosserien zu entwickeln.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, als Italien sich mitten im Wiederaufbau befand, gründete Alfredo Vignale am 26. Oktober 1946 in Turin die Carrozzeria Vignale & Co. Sein Atelier spezialisierte sich schnell auf die Herstellung maßgefertigter Fahrzeuge, die sich durch Eleganz, Liebe zum Detail und fließende, markante Linien auszeichneten.
Kooperationen und Meisterwerke
In den 1950er Jahren etablierte sich die Carrozzeria Vignale als einer der wichtigsten Namen im weltweiten Automobildesign. Der Erfolg war das Ergebnis wichtiger Kooperationen mit führenden italienischen und internationalen Automobilherstellern:
Ferrari: Vignale pflegte eine besonders fruchtbare Partnerschaft mit Enzo Ferrari und schuf exklusive Versionen und Prototypen für Modelle wie den Ferrari 166 und den 375 America. Sein Stil, oft beeinflusst von Designer Giovanni Michelotti, prägte die Ästhetik der „Rosse“-Autos aus Maranello jener Jahre.
Lancia: Viele Lancia-Modelle wurden mit Vignale-Karosserien ausgestattet, was die Eleganz und Raffinesse dieser Fahrzeuge noch verstärkte.
Maserati: Auch Maserati vertraute bei der Produktion legendärer Modelle wie dem 3500 GT und dem Mexico auf Vignale.
Andere Marken: Die Karosseriewerkstatt arbeitete auch an Fahrgestellen für Marken wie Alfa Romeo, Fiat und sogar einige renommierte amerikanische Automobilhersteller und stellte damit ihre Vielseitigkeit und ihr Talent für die Gestaltung unterschiedlicher Stile unter Beweis.
Aufgrund steigender Bestellungen zog das Unternehmen von Turin in ein größeres Werk in Grugliasco um und produzierte weiterhin sowohl Einzelprototypen als auch Kleinserien, die teilweise unter der Marke Vignale vertrieben wurden. Ein berühmtes Beispiel ist der Vignale Gamine, ein kleiner Spider auf Basis des Fiat 500.
Niedergang und Ende
Vignales Erfolg geriet in den 1960er Jahren aufgrund von Veränderungen auf dem Automobilmarkt und zunehmenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten ins Wanken. Das tragische Ende kam am 16. November 1969, als Alfredo Vignale bei einem mysteriösen Autounfall ums Leben kam.
Nach seinem Tod wurde die Marke vom argentinischen Unternehmer Alejandro De Tomaso übernommen, der sie mit Ghia, einem weiteren von ihm kontrollierten Unternehmen, fusionierte. Unter De Tomasos Leitung bestand Carrozzeria Vignale noch einige Jahre weiter, doch sein Schicksal war besiegelt. 1973 übernahm die Ford Motor Company sowohl Ghia als auch Vignale. Der Name Ghia blieb für Luxusausstattungen erhalten, während die Marke Vignale als Karosseriebauer faktisch aufgegeben wurde.
Im Dezember 1974 schloss die Carrozzeria Vignale endgültig ihre Pforten.
Die Wiedergeburt des Namens
Nach Jahrzehnten der Inaktivität wurde der Name „Vignale“ von Ford wiederbelebt. Ab 2013 wurde die Marke wieder verwendet, um die Flaggschiffmodelle der Ford-Reihe zu kennzeichnen, die sich durch luxuriöse Oberflächen, hochwertige Materialien und die für die Sonderanfertigungen der Vergangenheit typische Handwerkskunst auszeichneten. Die Verwendung des Namens „Vignale“ würdigt das Erbe der Marke an Eleganz und Design, hat jedoch nichts mehr mit dem ursprünglichen unabhängigen Karosseriebau zu tun.